Wis­sen­schafts­gläu­big­keit 1

Heu­te kann die Wis­sen­schaft so vie­les erklä­ren, dass es als „genug“ erschei­nen mag; in dem Sin­ne, dass bei man­chen Men­schen der Ein­druck ent­steht, sie kön­ne (lang­fris­tig) alles erklä­ren. Die Auf­nah­me­fä­hig­keit eines Men­schen ist schließ­lich begrenzt und das „erkann­te“ ist schon viel, viel mehr, als ein ein­zel­ner Mensch über­haupt über­bli­cken kann.

Viel­leicht ist das mit ein Grund für den fes­ten Glau­ben an die Wis­sen­schaft vie­ler Men­schen, die nicht erah­nen, dass die Mit­tel der Wis­sen­schaft womög­lich zu ein­ge­schränkt sind, um unse­re Welt als Gan­zes erken­nen zu können.

Wer nicht die Gren­zen der Wis­sen­schaft sieht, kann schnell zu ihrem Gläu­bi­gen wer­den. Und unter­schei­det sich damit prin­zi­pi­ell nicht von reli­giö­sen Menschen.

Unwis­sen­heit ist ein Segen

Wenn man zu viel nach­denkt und weiß, kann man sich irgend­wann an dem Punkt befin­den, an dem man das Leben nur noch „ver­lebt”; immer im Vor­aus schon „weiß”, war­um man etwas zu genau die­ser Zeit tut. Durch zu viel Wis­sen kann man sich der­ma­ßen ent­zau­bern, sodass der Reiz des Lebens schwin­det, der auch in Unvor­her­seh­ba­rem und in Über­ra­schen­dem liegt.

Zu viel Bil­dung ent­zau­bert die Welt.

Theo­lo­gi­scher Elfenbeinturm

Wem gehört die Reli­gi­on? Den Kir­chen, rie­fen Geist­li­che, beson­ders in Euro­pa, viel Jahr­hun­der­te lang.

Viel­leicht nicht immer aus purer Selbst­lo­sig­keit. Auch frü­her war Wis­sen schon Macht. Macht durch (nicht über) Reli­gi­on konn­ten Men­schen bekom­men, indem sie den Glau­ben so sehr ver­kom­pli­zier­ten, dass kein „ein­fa­cher Mensch” sie mehr allei­ne ver­ste­hen konnte.

Durch theo­lo­gi­sche Elfen­bein­tür­me konn­ten (und kön­nen) Geist­li­che Macht über Men­schen aus­üben, mit der Reli­gi­on nicht als Offen­ba­rung, son­dern als Mit­tel zur Macht.

Zu gro­ße Welt

Der Mensch ist nicht dafür gemacht, die Welt in ihrer Gesamt­heit über­bli­cken und ein­schät­zen zu kön­nen. Nur sei­ne Welt. Eine klei­ne Welt, von Fami­lie, Bekann­ten, Nach­barn, Bewoh­nern sei­nes Dor­fes oder — schon ganz modern — sei­ner klei­nen Stadt. In die­ser Sphä­re hat er fast die gesam­te Zeit sei­ner Exis­tenz gelebt. Dar­in konn­te er wenigs­tens grob sein Han­deln und deren Kon­se­quen­zen einschätzen.

Heu­te kann sein Han­deln Ein­fluss auf die Welt als gan­zes haben; mit so vie­len unmit­tel­ba­ren und mit­tel­ba­ren Aus­wir­kun­gen, die er in ihren tie­fen Abhän­gig­kei­ten nicht mehr über­bli­cken kann.

Der Mensch ist Klein­kind geblie­ben, doch spielt nun mit Werk­zeu­gen (und Waf­fen) von Erwachsenen.

Zeit als „sicht­ba­re” Dimension

Im zwei­di­men­sio­na­len Raum über­bli­cken wir die ers­te und zwei­te Dimen­si­on gleich­zei­tig. Im drei­di­men­sio­na­len Raum über­bli­cken wir die ers­ten drei Dimen­sio­nen gleich­zei­tig. Wenn wir die Zeit als vier­te Dimen­si­on betrach­ten, über­bli­cken wir vier Dimen­sio­nen gleich­zei­tig. In die­ser Welt leben wir.

Wenn man fünf­di­men­sio­nal sehen könn­te, könn­te man womög­lich alle „nied­ri­ge­ren Dimen­sio­nen” gleich­zei­tig sehen. Also auch einen zeit­li­chen Ver­lauf von der Ver­gan­gen­heit bis zur Zukunft. Die Zeit auf einen Blick.

Nach­hal­ti­ges Han­deln als Teil eines grö­ße­ren Ganzen

Sich als Teil eines Gro­ßen, Gan­zen zu sehen (durch Glau­ben, alte Gemein­schaft, …) ver­lei­tet viel­leicht eher zu geschicht­li­chem Den­ken und nach­hal­ti­ge­rem Han­deln, da man sich selbst nur als Teil einer Ket­te mit lan­ger Ver­gan­gen­heit und einer lan­gen Zukunft sieht.

Im Gegen­satz zu „Gegen­warts­men­schen”, die außer ihrem hie­si­gen Leben nichts erwar­ten. Und so eher lang­fris­tig schäd­li­che Taten unter­neh­men. Sie erwar­ten ja nicht, das „von ihnen” noch etwas in der Zukunft exis­tie­ren wird.

Kann der Mensch „sich selbst” erkennen?

Erkennt­nis über etwas kann als das tie­fe Ver­ständ­nis und Durch­drin­gen ver­stan­den wer­den, durch das der Mensch zu ver­ste­hen glaubt, war­um etwas genau so ist wie es ist.

Doch wie soll der Mensch etwas aus sei­ner Welt oder gar sich selbst erken­nen kön­nen, wenn er sich nur aus sich selbst her­aus (das heißt, ohne einen neu­tra­len Blick) betrach­ten kann? Man muss außer­halb des betrach­te­ten Gegen­stands ste­hen, um ihn von außen (oder aus einer höhe­ren Sicht) her­aus in sei­ner Gesamt­heit erken­nen zu können.

Doch wie soll sich dann der Mensch als Teil der Welt selbst erken­nen können?